The fingers hurt, it’s cold and I haven’t even cut out a fifth of all black areas. The paper is a heavy acrylic paper and accordingly hard, so that the cutter blades from Martor wear out quickly. Without impulsive electronic beats on my ears I would not be able to stand it for long. But somehow the dark cold hall of the Schaumburg Bonn is the ideal place for this kind of artwork and underlines the process, which in the meantime seems like a fight to me. I switched off completely and forgot everthing around me. As I was not constantly working on the stencil, days, weeks, months passed by.
Only half a year later it was finished and the huge graffiti stencil was ready for the application of paint. I cannot say how long it took me in the end to cut out all black layers. Then graffiti and acrylic paint were used and the moment of truth followed. When you lift the stencil off, you can see if the visual idea corresponds to what you see on the paper. 3D and black light effect in one artwork.
Art with fishnet tights
The idea: I had paper in the size 105 x 155 centimetres and wanted to make a large complex stecil. The basis for this: Fishnet tights, with which I had been experimenting graphically for some time and, fascinated by the structures, created vectorised surfaces. Vectorizing in this case means that I scan the fishnet tights stretched and then convert it into vectors. The distortion creates surfaces which in the end form the basis for the stencil.
In den letzten Monaten habe ich viel Zeit damit verbracht komplexe Schablonen bzw. Stencils zu anzufertigen, die als Basis dienten, um abstrakte Strukturen und Objekte auf Papier oder Leinwand zu übertragen. Für den Laien: Ich habe mit einem Grafikmesser Flächen ausgeschnitten, die ich durch die Kombination aus Objekten und Strukturen erzeugt habe.
Stencil als Schablonentechnik und Bestandteil der Street Art
Stencil (englisch für Schablone) als Technik ist aus der Graffiti-Szene bekannt, u.a. auch durch den Street Art Künstler Banksy. Allerdings wurde die Technik nicht von der Graffiti-Szene erfunden, sondern schon in den 20er und 30er Jahren eigensetzt, um Farben aufzutragen. Reguläre Druckverfahren lieferten oft schlechte Ergebnisse, wenn flächige Schriften erzeugt werden sollten. Die Punkszene hat die Technik dann für sich entdeckt und aktiv angewendet, da man schnell und einfach seine Botschaft auf Wände oder andere Flächen auftragen konnte.
Beim Stencil werden die offenen Flächen, die Farbe durchlassen, „Islands“ genannt, die anderen Flächen „Bridges“. Für den Farbauftrag kann man Sprühfarben nutzen aber auch Farbrollen oder andere Methoden für den Farbauftrag.
Stencil Kunst: Inspiriert durch Silhouetten, Netzstrumpfhosen und Straßenmarkierungen
Irgendwann haben ich angefangen mit Netzstrumpfhosen zu experimentiert und deren Strukturen auf Holz übertragen. Das Spannen der Netzstrumpfhosen hat aber im ersten Schritt kein gutes Ergebniss geliefert, sodass ein Zwischenschritt hinzukam. Das Scannen einer gespannten Netzstrumpfhose und das anschließende Vektorisieren gab mir die Möglichkeit, die Flächen zu optimieren und sichtbarer zu machen.
Diese Flächen wurden dann mit Silhouetten kombiniert, sodass neue Objekte enstanden. Dann folgte der Schritt des Ausschneidens für die Schablone: Unzählige Arbeitsstunden und viele Grafikmesserklingen waren nötig, um die Stencil Kunst zu erschaffen, die ich als Serie Ghosts and Shadows bezeichne.
Scherenschnitt-Kunst
Durch die Vektorisierung werden die Schatten und Flächen reduziert und somit gestört. Von der Person ist nichts mehr zu erkennen. Dann wird die Netzstruktur hinzugefügt und die Basis angepasst. Schließlich erfolgt das Ausschneiden mit dem Grafikmesser.
XXL Graffiti Stencil
Die Finger tun weh, es ist kalt und ich habe noch nicht einmal ein Fünftel aller schwarzen Flächen ausgeschnitten. Das Papier ist ein schweres Acrylpapier und entsprechend hart, so dass die Cutterklingen schnell verschleißen. Ohne impulsive elektronische Beats auf den Ohren würde ich es nicht lange aushalten. Aber irgendwie ist die dunkle kalte Halle der Schaumburg Bonn der ideale Ort für diese Art von Kunstwerken und unterstreicht den Prozess, der mir inzwischen wie ein Kampf vorkommt. Ich schaltete völlig ab und vergaß alles um mich herum. Da ich nicht ständig an der Schablone gearbeitet habe, vergingen Tage, Wochen, Monate.
Erst ein halbes Jahr später war sie fertig und die riesige Graffiti-Schablone war bereit für den Farbauftrag. Ich kann nicht sagen, wie lange ich am Ende gebraucht habe, um alle schwarzen Schichten auszuschneiden. Dann kamen Graffiti und Acrylfarbe zum Einsatz und der Moment der Wahrheit folgte. Wenn man die Schablone abhebt, kann man sehen, ob die visuelle Idee dem entspricht, was man auf dem Papier sieht. 3D- und Schwarzlichteffekt in einem Kunstwerk.
Female Body Remixed_2 ist eine aktuelle Acryl- und Tuschearbeit (70 x 100 cm), die auf Basis einer Zeichnung aus dem Jahr 2002 entstanden ist. Die Zeichnung Female Body 01 entstand damals durch einen schnellen schwunghaften Strich, über welchen ich die Schatten und Muskeln von verschiedenen Körperdarstellungen erfasste. Aus diesen Strichen entwickelte ich eine panzerartige Struktur, sodass von der eigentlichen Person oder dem Objekt nur noch die Körperhaltung übrigblieb. Verschiedene Arbeiten dieser Art sind damals entstanden aber nur eine wurde weiterverarbeitet.
2015 kam die Digitalisierung zum Einsatz. Die groben Flächen wurden mit Pauspapier erfasst, gescannt und dann vektorisiert. Auch die Netzstruktur wurde auf analogem Weg erzeugt und dann vektorisiert, um dann die beiden Flächen (Female Body und Netzstruktur) digital zu kombinieren.
Diese digitale Version von 2015 habe ich auf eine große Fläche übertragen und per Stencil-Technik (Rausschneiden der schwarzen Flächen) als Stencil-Schablone erzeugt – ein extrem aufwändiger Schritt. Eine Stencil-Schablone wird durch das Bearbeiten mit Farbe und Farbrolle oder durch Sprühfarbe stark beansprucht, sodass das Papier oder der Karton sich oft verformen oder die Fasern sich auflösen. Um die Haltbarkeit des hier erzeugten Stencils zu erhöhen, kam daher das Burgund Aquarellpapier von Hahnemühle zum Einsatz. Selbst nach mehrfacher Nutzung ist die Stencil-Schablone noch einsetzbar.
Die Grundstruktur in Acrylfarbe wurde dann mit einer Rolle auf Acrylpapier übertragen und anschließend mit einem eigens entwickelten Farbauftrag mit ineinanderfließenden Farbflächen versehen. Zum Einsatz kam ein 360 g/m² Acrylmalkarton von Hahnemühle, der den speziellen Farbauftrag gut aufnimmt und für maximale Farbbrillanz sorgt. Die Farbflächen weisen durch die Art des Auftrags kleine getrocknete Farbbläschen vor, die der Arbeit Struktur geben. Diese Version musste erst einmal einige Wochen ruhen, bis ich die finale Ergänzung fand, die aus meiner Sicht noch fehlte. Die schwarzen ausgefranzten Halbovale um den Körper erzeugen eine angedeutete Räumlichkeit und Bewegung, dienen in meinen Augen aber der Vollendung der Gesamtkomposition.
Das für mich Besondere in dieser Arbeit ist der mehrfache Wechsel zwischen Analog und Digital. Dabei sehe ich das Digitale nie als die Alternative zum Anlogen, sondern als eine Erweiterung der Möglichkeiten. Meine persönliche Meinung ist, dass die Digitalisierung niemals das Verhalten von unterschiedlichen flüssigen Farben und deren Verarbeitungsmöglichkeiten 1:1 nachbilden kann. Faktoren wie der Untergrund, sein Verhalten bei großer Feuchtigkeit (sehr nasser Farbe), die Art des Farbauftrags, Körpereinsatz und damit Bewegung sind digital nicht nachstellbar. Die relevante und künstlerische Basis wird durch das Analoge erzeugt und gibt der Arbeit seine persönliche und emotionale Wirkung.
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