„Du wirst lachen, Du bist schon lange auf meiner Planungs-Liste, und ohne Corona hätte ich Dich schon eher kontaktiert. Um bei uns auszustellen, musst Du (bisher noch) an mir vorbei, ich bin der Höllenhund ;-)) . . . und ich finde Deine Sachen absolut ausstellungswürdig.“
So sah mein erster Kontakt mit Rüdiger Ruß von der Brotfabrik aus. Das war im August 2021. Im November 2022 meldet er sich dann, um meine Ausstellung zu besprechen, die Mitte Dezember beginnen sollte. Er hatte gerade eine lange Odyssee im Krankenhaus hinter sich, und mir war es sehr unangenehm, dass er nach einer solchen Belastung sich um meine Ausstellung kümmern sollte. Ich hatte gar nicht mehr mit der Ausstellung gerechnet und tendierte eher zum Ausfallen-lassen. Aber Rüdiger hielt an seiner Planung fest und wir einigten uns auf einen Vernissage-Termin. Einen Tag vor der Vernissage rief er mich an, dass er wieder ins Krankenhaus muss und fast alle im Team, die die Vernissage begleiten könnten, krankheitsbedingt ausfallen und wir deswegen verschieben müssen.
Das Traurige war, dass das unser letztes Gespräch sein sollte. Am 8. Februar, meine Ausstellung hatte bereits stattgefunden, lese ich, dass er verstorben ist. Ich war geschockt und wurde sehr nachdenklich. Obwohl er gesundheitlich so sehr angeschlagen war, wollte er seine Aufgabe als Kurator wahrnehmen – sich für die Sache einsetzen.
Sein Tod geht mir daher sehr nahe. Ich war im August 2021 so sehr erfreut über seine positive Rückmeldung und dass meine Arbeiten ihm schon aufgefallen waren. Ich fühlte mich geehrt und bestätigt. Das darauffolgende erste Treffen in der Brotfabrik war so angenehm, offen und herzlich. Rüdiger war einfach jemand, den man um sich haben will, mit dem man reden will. Er strahlte eine so positive Art aus und war einfach eine besondere Persönlichkeit auf viele Ebenen. Seine Begeisterung für Kunst und Kultur war zu spüren, und das konnte man an der Vielfalt der Ausstellungen erkennen. Ihn interessierte nicht, wer man war, sondern was man machte. Er tat das, was er tat mit einer absoluten Begeisterung. Kultur war ihm wichtig und das konnte man spüren.
Heimspiel nannte ich es: Eine Einzelausstellen in Beuel und dann noch mit einem kunst-interessiertem Publikum. Ich wollte mich nach der Ausstellung noch einmal bei ihm bedanken. Dafür, dass ich ausstellen durfte und dafür, dass er sich so sehr bemüht hatte – trotz seiner gesundheitlichen Situation. Auch wenn du nicht mehr unter uns bist, lieber Rüdiger, danke ich dir.
Wenn man die eigenen Arbeiten ausstellt, ist das etwas Besonderes. Und wenn eine Person wie Rüdiger das möglich macht und aktiv unterstützt, ist das eine besondere Form der Hingabe für die Sache. So wirkte er auf mich.
Ich widme im Geist meine Arbeiten Menschen wie Rüdiger, die sich für Kunst und Kultur stark machen und ihre ganze Kraft für eine Sache einsetzen, die den menschlichen Geist ausmacht. Kreativität und damit verbunden das Erschaffen von Neuem.